5 Erfolgsfaktoren
für die Digitalisierung im Mittelstand
16. Dezember 2020
von Emre Gümüs
Der Haupttreiber für die Digitalisierung im Mittelstand ist nicht das Management
Dennoch sind es nicht die Unternehmer und Führungskräfte, die primär für die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten verantwortlich sind. Die von Cisco durchgeführte Studie „2020 Digital Maturity Study“¹ zeigt, dass in 72 Prozent der KMU Covid-19 der Hauptindikator für die Digitalisierung des Unternehmens ist. 25 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, die zuvor aufgestellten Vorhaben unverändert umzusetzen. Die restlichen 3 Prozent wollen die Digitalisierungsansätze sogar wieder zurückfahren. Insgesamt zeigt sich also eine verhaltene Einstellung in deutschen KMU bezüglich der Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben.
Digitale Standortbestimmung – Wo steht der Mittelstand?

Die absolute Mehrheit der KMU nimmt also eine vorsichtige abwartende Haltung ein. Dies ist verständlich, denn Fehlentscheidungen im Digitalisierungsbereich können weitereichende Folgen haben. Um Risiken vorzubeugen, braucht man einen strukturierten Ansatz bei jedem Digitalisierungsvorhaben. Die folgenden fünf Schlüsselfaktoren sorgen für erfolgreiche Digitalisierung im Mittelstand:
1. Erfolgsfaktor: Den (digitalen) Mehrwert für den Kunden im Blick behalten
Bewährt hat sich der Ansatz, das Schaffen und Ausweiten von Digitalisierungsprojekten aus Kundenperspektive zu betrachten und hierbei präzise den Mehrwert für diesen zu identifizieren. Schließlich gilt nach wie vor: Die Effektivität der Unternehmung kommt vor der Effizienz. Digitalisierungsprojekte müssen also die Effektivität und damit den Kundennutzen entweder steigern oder zumindest deren Aufrechterhaltung gewährleisten, wenn die Effizienz dabei verbessert werden kann.
2. Erfolgsfaktor: Digitalisierungsstrategie festlegen und auf konkrete Ziele fokussieren
Der Begriff Digitalisierung ist sehr vage. Nur wenige können sich konkrete Maßnahmen anhand dessen vorstellen. Dennoch bleibt die Kommunikation in dem Zusammenhang häufig auf diesem ungenauen Niveau, da weder konkrete Ziele noch damit zusammenhängende KPI definiert sind.
Man vergleiche dazu folgende Aussagen:
- „Wir wollen den analogen Glühprozess in der
Fertigungslinie 4 digitalisieren, um die Qualitatsfehler zukünftig datengetrieben reduzieren zu können. - „Wir müssen unsere Prozesse digitalisieren, um Kosten zu sparen.“
So ist die erste Aussage doch gleich viel präziser, für jeden verständlich und erfolgsversprechender als die weniger nachvollziehbare zweite Aussage. Der letztere Satz fällt im Mittelstand allerdings signifikant häufiger und hindert an der Festsetzung konkreter Ziele.
Hilfe schafft in diesem Fall beispielsweise die VDI Richtlinie 6603². In dieser werden je drei Datenstufen und Einstiegspunkte unterschieden, die alle zu einem digitalen Mehrwert für den Kunden führen können. Diese Unterscheidung hilft dabei, eigene Projekte zu präzisieren. Während die drei Datenstufen den Reifegrad der Datennutzung und Verknüpfung bewerten, unterscheiden die drei Einstiegspunkte die jeweilige Dimension, in der diese erreicht werden können.
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3. Erfolgsfaktor: Erst die Prozesse optimieren und dann digitalisieren
Zudem steigen zunächst die Komplexität und Trägheit eines Systems, bis alle Komponenten digital abgebildet sind und ordnungsgemäß interagieren. Wenn ein System zuvor analog optimiert wurde, kann das anschließende Digitalisierungsprojekt schneller abgeschlossen werden und zudem wird die Flexibilität weitestgehend bewahrt.
4. Erfolgsfaktor: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühzeitig ins Projekt einbinden
Wenn Mitarbeiter jedoch von Beginn an eingebunden werden und solche IT-Projekte idealerweise agil durchgeführt werden, fällt das Ergebnis zumeist qualitativ deutlich höher aus. Zum einen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sofort einsatzfähige Systeme implementiert werden. Zum anderen finden Digitalisierungsprojekte auch vom Anfang an mehr Akzeptanz bei den Mitarbeitern. Und die ist nun mal elementar für die nachhaltig erfolgreiche Nutzung des neuen Systems.
5. Erfolgsfaktor: Das beste Digitalisierungsprojekt nützt nichts ohne Anwendungskompetenz
Fazit: Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun
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