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5 Erfolgsfaktoren für die Digitalisierung im Mittelstand
Die Frage nach den Erfolgsfaktoren für die Digitalisierung im Mittelstand wurde in den letzten Jahren immer wieder mit einigen Fachbegriffen, vor allem aber mit Worthülsen geführt: Industrie 4.0, IoT, ERP und Smart Glasses sind nur einige davon. Alles forschungsgetrieben und praxisfern: Fiel zunächst rasch das Urteil der Unternehmer und Führungskräfte. Doch mittlerweile hat sich das Denken verändert. Eine vernetzte Fertigung oder die Nutzung von Echtzeitdaten aus einer unternehmensweiten Datenbasis bringen auch operative Vorteile mit sich. So erhalten digitale Systeme einen immer stärkeren Einzug in mittelständische Unternehmen.
VORTEILE VON DIGITALISIERUNG IM MITTELSTAND VERSTEHEN
VORTEILE VON DIGITALISIERUNG
IM MITTELSTAND VERSTEHEN
Der Haupttreiber für die Digitalisierung im Mittelstand ist nicht das Management
Dennoch sind es nicht die Unternehmer und Führungskräfte, die primär für die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten verantwortlich sind. Die von Cisco durchgeführte Studie „2020 Digital Maturity Study“¹ zeigt, dass in 72 Prozent der KMU Covid-19 der Hauptindikator für die Digitalisierung des Unternehmens ist. 25 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, die zuvor aufgestellten Vorhaben unverändert umzusetzen. Die restlichen 3 Prozent wollen die Digitalisierungsansätze sogar wieder zurückfahren. Insgesamt zeigt sich also eine verhaltene Einstellung in deutschen KMU bezüglich der Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben.
Digitale Standortbestimmung – Wo steht der Mittelstand?
Die absolute Mehrheit der KMU nimmt also eine vorsichtige abwartende Haltung ein. Dies ist verständlich, denn Fehlentscheidungen im Digitalisierungsbereich können weitereichende Folgen haben. Um Risiken vorzubeugen, braucht man einen strukturierten Ansatz bei jedem Digitalisierungsvorhaben. Wer die folgenden fünf Erfolgsfaktoren der Digitalisierung berücksichtigt sorgt für eine erfolgreiche Digitalisierung im Mittelstand:
SCHLÜSSELFAKTOREN DER DIGITALISIERUNG VERSTEHEN!
SCHLÜSSELFAKTOREN DER DIGITALISIERUNG VERSTEHEN!
1. Erfolgsfaktor: Den (digitalen) Mehrwert für den Kunden im Blick behalten
Wozu überhaupt Digitalisierung? Dies ist tatsächlich eine Frage, die viel zu selten gestellt wird. Digitalisierung der Digitalisierung wegen ist häufig die Folge. In der Praxis begegnen uns dabei skurrile Konstellationen, in denen kundenrelevante Prozesse in der Komplexität unnötig gesteigert werden. Sodass damit verbundene häufige Fehler zu Lieferverzögerungen führen – und zu einem verärgerten Kunden. Datentransparenz und die Visualisierung können für Werksbesucher durchaus ein Zeichen von Modernität und hoher Kompetenz sein. Doch sollte Digitalisierung in KMU nicht nur für die Verantwortlichen vor Ort, sondern vor allem für den Kunden attraktiv sein. In der Regel zahlen sich die monetären und zeitlichen Investitionen so auch viel schneller aus.
Bewährt hat sich der Ansatz, das Schaffen und Ausweiten von Digitalisierungsprojekten aus Kundenperspektive zu betrachten und hierbei präzise den Mehrwert für diesen zu identifizieren. Schließlich gilt nach wie vor: Die Effektivität der Unternehmung kommt vor der Effizienz. Digitalisierungsprojekte müssen also die Effektivität und damit den Kundennutzen entweder steigern oder zumindest deren Aufrechterhaltung gewährleisten, wenn die Effizienz dabei verbessert werden kann.
2. Erfolgsfaktor: Digitalisierungsstrategie festlegen und auf konkrete Ziele fokussieren
Der Begriff Digitalisierung ist sehr vage. Nur wenige können sich konkrete Maßnahmen anhand dessen vorstellen. Dennoch bleibt die Kommunikation in dem Zusammenhang häufig auf diesem ungenauen Niveau, da weder konkrete Ziele noch damit zusammenhängende KPI definiert sind.
Man vergleiche dazu folgende Aussagen:
- „Wir wollen den analogen Glühprozess in der
Fertigungslinie 4 digitalisieren, um die Qualitatsfehler zukünftig datengetrieben reduzieren zu können. - „Wir müssen unsere Prozesse digitalisieren, um Kosten zu sparen.“
So ist die erste Aussage doch gleich viel präziser, für jeden verständlich und erfolgsversprechender als die weniger nachvollziehbare zweite Aussage. Der letztere Satz fällt im Mittelstand allerdings signifikant häufiger und hindert an der Festsetzung konkreter Ziele.
Hilfe schafft in diesem Fall beispielsweise die VDI Richtlinie 6603². In dieser werden je drei Datenstufen und Einstiegspunkte unterschieden, die alle zu einem digitalen Mehrwert für den Kunden führen können. Diese Unterscheidung hilft dabei, eigene Projekte zu präzisieren. Während die drei Datenstufen den Reifegrad der Datennutzung und Verknüpfung bewerten, unterscheiden die drei Einstiegspunkte die jeweilige Dimension, in der diese erreicht werden können.
3. Erfolgsfaktor: Erst die Prozesse optimieren und dann digitalisieren
„Wenn sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben sie einen scheiß digitalen Prozess“, hat Thorsten Dirks, Vorstandsmitglied der Lufthansa AG, mal festgestellt. Das klingt zunächst sehr plakativ, lässt sich jedoch erfahrungsbasiert bestätigen. Einen analogen Prozess umzugestalten ist deutlich einfacher, da hierfür weniger Kompetenzen benötigt werden. Für die Restrukturierung analoger Prozesse genügen meistens zwei Personen: Ein fachlicher Experte und ein Prozessverantwortlicher leiten die Veränderungen ein. Beim digitalisierten Prozess benötigt man dafür zusätzlich mindestens eine IT-Fachkraft. Weitere Personen im Projekt erhöhen die Wahrscheinlichkeit unnötiger Kommunikationswege und langsamer Entscheidungsfindung.
Zudem steigen zunächst die Komplexität und Trägheit eines Systems, bis alle Komponenten digital abgebildet sind und ordnungsgemäß interagieren. Wenn ein System zuvor analog optimiert wurde, kann das anschließende Digitalisierungsprojekt schneller abgeschlossen werden und zudem wird die Flexibilität weitestgehend bewahrt.
4. Erfolgsfaktor: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühzeitig ins Projekt einbinden
Wenn Mitarbeiter jedoch von Beginn an eingebunden werden und solche IT-Projekte idealerweise agil durchgeführt werden, fällt das Ergebnis zumeist qualitativ deutlich höher aus. Zum einen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sofort einsatzfähige Systeme implementiert werden. Zum anderen finden Digitalisierungsprojekte auch vom Anfang an mehr Akzeptanz bei den Mitarbeitern. Und die ist nun mal elementar für die nachhaltig erfolgreiche Nutzung des neuen Systems.
5. Erfolgsfaktor: Das beste Digitalisierungsprojekt nützt nichts ohne Anwendungskompetenz
Fazit: Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun, im Sinne der 5 Erfolgsfaktoren der Digitalisierung
Das Wissen um diese fünf Erfolgsfaktoren der Digitalisierung hätte sicherlich das ein oder andere Projekt vereinfacht und möglicherweise Fehlschläge vermindert. Dennoch schreitet die Digitalisierung im Unternehmen nicht schneller voran, wenn jedes mögliche Hindernis umschifft werden soll. In einigen Digitalisierungsprojekten ergeben sich sehr wertvolle Erkenntnisse und ein solides Grundverständnis für digitale Themen erst nach dem Beginn weitreichender Veränderungsmaßnahmen. Daher steht die Handlung immer noch an oberster Stelle. Wer die Phase der „Digitalen Beobachter“ nicht freiwillig in Richtung „Digitaler Herausforderer“ verlässt, wird schließlich durch externe Faktoren getrieben – was heute Covid-19 ist, kann morgen durch die noch schnellere Veränderung von Kundenanforderungen erfolgen. Nutzen Sie daher die Gedanken rund um die 5 Erfolgsfaktoren der Digitalisierung, um die Thematik Proaktiv anzugehen und schlussendlich davon zu profitieren.
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