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Grundlagen und Vorteile Shopfloor Management 

In mittelständischen Unternehmen bleibt häufig vorhandenes Potenzial aufgrund von Problemen wie fehlender Mitarbeiterkommunikation und intransparenten Unternehmenskennzahlen ungenutzt. Dieser Artikel beleuchtet die Lösung: Shopfloor Management – was bedeutet Shopfloor Management, die Grundlagen und Vorteile sowie Shopfloor Nachteile und eine Einführung, wie Shopfloor Management im Unternehmen implementiert wird, um nebst interner Kommunikation die Kennzahlenvisualisierung zu optimieren. 

So vermeiden Sie klassische Fehler bei der Shopfloor Management Einführung
Klassische Shopfloor Fehler vermeiden

Vorteile und Nachteile Shopfloor Management

Die Implementierung von Shopfloor Management im eigenen Unternehmen birgt viele Vorteile, aber auch einige Nachteile, die sich durch die gesamte Führungshierarchie ziehen.

Nachteile Shopfloor Management

Shopfloor Management kann einige Herausforderungen mit sich bringen. Zu den Shopfloor Nachteilen gehören der hohe Initialaufwand, der erforderlich ist, um das System aufzusetzen. Dies kann Zeit und Ressourcen in Anspruch nehmen, bevor die Vorteile spürbar werden. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, die Kaskadierung der Informationen zu organisieren, da festgelegt werden muss, welche Teams oder Mitarbeitenden regelmäßige Stehungen durchführen sollen. Auch die Beschaffung der erforderlichen Kennzahlen kann kompliziert sein, da Datenquellen integriert und Prozesse etabliert werden müssen, um relevante Leistungskennzahlen zu sammeln und zu analysieren. Dennoch zeigt die Erfahrung, dass die Vorteile bei der Implementierung überwiegen und zu langfristigen Erfolgen führen.

Vorteile Shopfloor Management

Hingegen der allgemeinen Annahme ist die Einführung nicht allein durch die Nutzung von Shopfloor Boards und bunten Zetteln erreicht. Durch die Umstrukturierung zum Führen am Ort des Geschehens, dem kulturellen Wandel im Unternehmen sowie der Integration von Shopfloor Tafeln wird die Prozesstransparenz grundlegend erhöht.

Relevante Shopfloor Management Kennzahlen werden transparent gemacht, um Abweichungen besser nachvollziehen zu können. Dadurch kann direkt abgeleitet werden, welche Instanz im Unternehmen die festgelegten Schritte umsetzen muss. Durch die Dezentralisierung der Verantwortlichkeiten kann die Geschäftsführung dabei entlastet werden und zeitgleich werden Mitarbeitende befähigt, selbst Maßnahmen umzusetzen. Shopfloor Management bietet klare Vorteile in Bezug auf Liefertreue, Produktivität und Qualität. Durch die gezielte Steuerung und Erfassung der Fertigungsprozesse kann die Liefertreue verbessert werden, da Engpässe und Verzögerungen frühzeitig durch die täglichen Shopfloor Meetings erkannt und behoben werden. Die Produktivität steigt, da ineffiziente Abläufe identifiziert und optimiert werden. Hierzu trägt auch das Führen am Ort des Geschehens maßgeblich bei. Außerdem führt das verstärkte Qualitätsmanagement dazu, dass Fehler und Ausschuss reduziert werden, was die Gesamtqualität der Produkte erhöht.

Insgesamt lassen sich so durch Shopfloor Management Vorteile in Bezug auf kontinuierliche Verbesserungen, die Mitarbeiterzufriedenheit und die Kundenzufriedenheit verzeichnen.

Was ist Shopfloor Management

Um Shopfloor Management erfolgreich umzusetzen und die Potenziale auszuschöpfen, lohnt sich ein Blick auf die Frage: Was bedeutet Shopfloor Management? Hierbei handelt es sich um einen bewährten Ansatz, um die Effizienz und Effektivität von Unternehmensprozessen zu steigern. Dabei wird der Fokus auf den Ort des Geschehens gelegt, das ist in den meisten Fällen die Produktionsfläche, auch Shopfloor genannt. Im Wesentlichen handelt es sich um eine Managementpraxis, die dazu beiträgt, die Ziele eines Unternehmens in Bezug auf Liefertermine, Produktivität und Qualitätsstandards zu erreichen. Dies wird erreicht, indem Kennzahlen transparent gemacht werden, Abweichungen auf jedem Level und in jedem Bereich von den betreffenden Mitarbeitenden erkannt werden können und diese dazu befähigt werden, auf diese Abweichungen mit gezielten Maßnahmen zu reagieren. Dabei gibt es drei wesentliche Kernelemente, die es zu unterscheiden gilt:

3 Bestandteile von Shopfloor Management

1. Anforderungen an die Führung am Ort des Geschehens

2. Visualisierung durch das Shopfloor Board als zentrales Instrument

3. Strukturiertes Vorgehen benötigt eine Veränderung der Unternehmenskultur

1. Führen am Ort des Geschehens

In der herkömmlichen Unternehmenspraxis besteht oft der Ansatz, Probleme von oben nach unten anzugehen, wobei die Lösungsfindung in erster Linie auf der Managementebene erfolgt. Das führt jedoch häufig zu einem Ungleichgewicht zwischen der Ebene, auf der die Probleme entstehen und auf der Informationen in hoher Qualität und Aktualität verfügbar sind und der Ebene, auf der diese Probleme gelöst werden sollen. Denn oft fehlt an dieser Stelle, aufgrund von mangelnder Transparenz und fehlender Kommunikation, der Einblick in das Herzstück der Wertschöpfung: die Produktion.

 

Als zentrales Steuerungsinstrument unterstützt Shopfloor Management die interdisziplinäre Kommunikation und bringt Führungskräfte näher ans Tagesgeschäft. Dafür wird die klassische Führungspyramide umgedreht und es erfolgt eine Dezentralisierung der Verantwortlichkeiten, da Entscheidungsbefugnisse auf diejenigen übertragen werden, die direkt an den Fertigungsprozessen beteiligt sind. Probleme tauchen somit nicht erst auf der Managementebene auf und werden dort gelöst, sondern können bereits am Ort des Geschehens erfasst und thematisiert werden. So wird den Mitarbeitenden mehr Autonomie und Entscheidungsgewalt über ihre Aufgaben und Prozesse zugeteilt. Ziel bei der Umsetzung ist im gesamten Unternehmen eine positive Fehlerkultur und einen Austausch über Ursachen sowie Probleme zu schaffen, um diese anschließend auch nachhaltig beheben zu können und dies ganz ohne Schuldzuweisungen. 

Somit wird maximale Transparenz und schnelle Handlungsfähigkeit gewährleistet, da Mitarbeitende vor Ort direkt Probleme eigenständig lösen, ohne hierfür die Managementebene miteinbeziehen zu müssen. Ein weiterer Vorteil: die Führungsebene wird entlastet, da sie sich nicht mehr mit diesen Themen und Problemen, auseinandersetzen muss. 

2. Das Shopfloor Board

Der wohl bekannteste Bestandteil von Shopfloor Management ist das Shopfloor Board, auch Shopfloor Tafel genannt. Es handelt sich dabei um eine meistens physische Tafel, die im Produktionsbereich angebracht ist. Darauf werden wichtige Informationen zur Leistung, Maßnahmen bei Abweichung und Verbesserungsvorschläge der Mitarbeitenden dargestellt, darunter Produktionspläne, Qualitätsstandards, Shopfloor Management Kennzahlen zur Leistung und aktuelle Probleme oder Engpässe. Dieses visuelle Hilfsmittel ermöglicht es den Mitarbeitenden vor Ort, die Produktionsprozesse zu überwachen, Probleme sofort zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu finden. Das Shopfloor Board fördert die Transparenz, die Kommunikation und die Zusammenarbeit auf der Fertigungsfläche und ist ein entscheidendes Instrument zur Umsetzung effektiven Shopfloor Managements.

Durch die Kooperation mehrerer Organisationsebenen, auch mit den indirekten Bereichen, wie zum Beispiel dem Einkauf, bietet Shopfloor Management die Möglichkeit einer schnellen, flexiblen und zielorientierten Problemlösung. Dafür wird neben der Implementierung von Shopfloor Boards auf allen Ebenen eine klare Meetingstruktur mit festgelegten täglichen Meetingzeiten geschaffen.

Ein einfaches Beispiel soll diesen Prozess kurz skizzieren:

In einem Unternehmen gibt drei Fertigungsteams, die täglich für 15 Minuten zusammenkommen. Jedes Team erhebt und bespricht seine spezifischen Kennzahlen, wie Produktionsauslastung, Ausschussraten und Effizienz, die auf den Boards grafisch festgehalten werden. Das erste Team trifft sich täglich von 8:00 bis 8:15 Uhr. Anschließend kommen die Teamleiter von 8:30 bis 8:45 Uhr zu einem übergeordneten Meeting zusammen, bei dem sie die Informationen aus ihren Teams verdichten und präsentieren. Hierbei könnten sie Trends oder Muster identifizieren, die auf Probleme oder Verbesserungsmöglichkeiten hinweisen. Diese Informationen werden dann wiederum verdichtet in einem Meeting von 9:00 bis 9:15 Uhr an die Managementebene weitergeleitet.

Auf diese Weise wird sichergestellt, dass Informationen von der Basis nach oben fließen, wodurch die Transparenz und Kommunikation verbessert wird und das Unternehmen in der Lage ist, schneller auf aktuelle Herausforderungen oder Chancen zu reagieren.

Shopfloor Board gestalten

Shopfloor Board Beispiele gibt es viele: Bei der Gestaltung des Shopfloor Boards ist es vor allem wichtig Transparenz zu schaffen. Dies gelingt mit einer übersichtlichen Visualisierung der relevanten und aktuellen Kennzahlen auf der Shopfloor Tafel. Das unten gezeigte Beispiel eines Shopfloor Boards aus einem Kundenprojekt zeigt, dass insbesondere die Verwendung von farblichen Markierungen und die Verwendung von Grafiken für mehr Transparenz sorgen. Aber ein noch so gut gestaltetes Board bringt nichts, wenn die Mitarbeitenden nicht geschult werden und in die täglichen Meetings miteinbezogen werden.

3. Veränderung der Unternehmenskultur 

Shopfloor Management wirkt Einfluss auf das Unternehmen, indem geregelte Strukturen implementiert werden und die Verantwortlichkeit der Kennzahlen auf den einzelnen Ebenen liegt. Dadurch übt es auch eine positive Veränderung auf die Unternehmenskultur aus. Voraussetzung dafür ist, dass das gesamte Team in die Prozesse mitgenommen wird und neue Routinen geschaffen werden. Diese neu geschaffene Transparenz durch die regelmäßigen Shopfloor Meetings und die dezentrale Bearbeitung von Problemen sorgt dafür, dass Probleme schnell und effektiv gelöst werden können. Anpassung und Neugestaltung der grundlegenden Werte, Überzeugungen, Verhaltensweisen und Denkmuster innerhalb des Unternehmens unterstützen dabei effektiv die Einführung und Umsetzung von Shopfloor Management. 

Sichern Sie sich einen Einblick in die häufigsten Fehler

Einblick in die häufigsten Fehler

Shopfloor Management Implementierung

Die Implementierung von Shopfloor Management umfasst mehrere Schlüsselkomponenten. Als Grundlage kann hier der Einsatz von Shopfloor Boards auf allen Ebenen des Unternehmens dienen. Die Regeltermine an der Shopfloor Tafel finden auf täglicher Basis statt, bei denen Teams vor Ort zusammenkommen, um Leistung und Fortschritte zu besprechen sowie Probleme zu identifizieren und zu lösen. Gleichzeitig sollten regelmäßige Berichterstattungen auf verschiedenen Ebenen im Unternehmen etabliert werden, um sicherzustellen, dass die Informationen und Erkenntnisse von der Fertigungsebene bis zur Geschäftsleitung effektiv kommuniziert und geteilt werden. 

Performance-Dialoge sind Teil der täglichen Shopfloor Meetings und haben eine klare Struktur und Agenda. Hier können Abweichungen identifiziert und in ein Ampelsystem übertragen werden. Abweichungen vom Soll-Prozess können so grafisch festgehalten werden und im nächsten Schritt in der Vorort-Begehung aufgezeigt werden, um ein einheitliches Verständnis auf die Probleme für alle zu fördern. So können in Anlehnung an das Pareto-Prinzip die 20 % der Ursachen erhoben werden, die für 80 % des Ergebnisses verantwortlich sind. Dadurch können Top-Probleme priorisiert werden. 

Strukturierte Problemlösungsmethoden, oft auf A3-Blättern dokumentiert, helfen bei der systematischen Problembewältigung, während die Prozessbestätigung sicherstellt, dass eingeführte Maßnahmen die gewünschten Ergebnisse erzielen. Solche A3-Blätter helfen mehr Transparenz zu schaffen und Verschwendungen entlang der Wertschöpfung sichtbar zu machen. Zusätzlich werden Verbesserungsvorschläge der Mitarbeitenden auf täglicher Basis abgefragt und aufgenommen.

Dieser ganzheitliche Ansatz fördert die kontinuierliche Verbesserung der Fertigungsprozesse und trägt zur Zielerreichung des Unternehmens bei. Bei der Einführung stellt sich auch häufig die Frage, ob Shopfloor Management digital oder analog eingeführt werden sollte. Diese und weitere Fragen werden in diesem Artikel zu den häufigsten Fehlern und Irrtümern bei der Einführung von Shopfloor Management erläutert.

Zusammenfassung

Shopfloor Management bietet ein enormes Potenzial, wird aber in seiner Komplexität oftmals unterschätzt. Um die Shopfloor Management Vorteile voll auszuschöpfen und die Shopfloor Nachteile zu überwinden, ist es wichtig das gesamte Team mit einzubeziehen und durch die Dezentralisierung der Verantwortlichkeiten, Mitarbeitende zu befähigen, sich weiterzuentwickeln und Probleme eigenständig am Ort des Geschehens zu lösen. Shopfloor Boards sind richtig eingesetzt ein wichtiger Teil, reichen allein aber nicht für die erfolgreiche Erzielung der Vorteile aus. Damit einer erfolgreichen Umsetzung nichts im Wege steht, empfehlen wir unseren Artikel zu den 6 häufigsten Fehlern und Irrtümern bei der Shopfloor Management Einführung.

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